2.000 DM gegen ein Kind

Eine 49-jährige Frau schildert, wie eine Abtreibung das Ende ihrer Ehe eingeläutet hat – kurz nach Ostern 2008 reichte sie die Scheidung ein:

Eine Abtreibung ist das Ende einer Beziehung. Das haben mir nahezu alle Frauen bestätigt, mit denen ich darüber gesprochen habe. Erschrocken hat mich dabei der hohe Anteil der Fälle zu diesem Tabuthema. Fatal ist, dass einen niemand über die psychologischen Folgen aufklärt; nur über die medizinischen Tatsachen redet man. Da kommen Assoziationen zum Schlachthof hoch, steril, sauber eliminierend und ohne Schreie – zumindest hörbare, denn die Seele hat leise Töne. Dieser unglaubliche Akt von Gewalt: ja, nicht nur gegenüber dem Ungeborenen, sondern auch gegenüber sich selber. Das werdende Leben – es sollte einfach nur weg. Eine beispiellose Missachtung des Frauseins. Was ist das für eine Gesellschaft, die lieber Argumente gegen Kinder findet, als dass sie diese unterstützt?

Materieller Wohlstand gegen ein Kind?

Vor der Abtreibung war ich noch in Bayreuth zu den Festspielen. Ich hatte keine Lust zu dieser Reise. Mir war einfach nur übel, am Vorstellungstag besonders. Wie kann man sich amüsieren und hinterher so einen Schritt gehen? Meine Seele schrie. Er, mein Mann, war nur stolz, endlich die Karten zu haben.

Sachzwang gegen Seelendrang

Von der Opernvorstellung in Bayreuth ist gar nichts hängengeblieben, ich weiß nicht einmal mehr, was gespielt wurde. Und dann auf der Rückfahrt diese Diskussion. Mein Mann sagte: ‚Wenn du schon narkotisiert bist, kannst du dich ja auch gleich sterilisieren lassen.‘ Zählte denn der Grund für die Narkose gar nicht? Und überhaupt, ich hatte zehn Jahre die Pille geschluckt, drei Kinder geboren und jetzt die Abtreibung. Ich habe genug mit meinem Körper bezahlt. Wenn Sterilisation, dann wäre er jetzt an der Reihe, einen körperlichen Beitrag zu leisten. Das käme überhaupt nicht in Frage, die Option wolle er sich offenhalten. Nach kurzer Diskussion noch einmal dieser Satz: Er wolle kein Kind mehr von mir, aber vielleicht noch einmal von irgendeiner anderen???

Als der Eingriff geschehen war, wurde ich abends zu Hause mit einem Blumenstrauß begrüßt.

2.000 DM gegen ein Kind?

Wie gut, sagte er, dass meine Eltern da gewesen wären. Der Tag hätte ihm 2.000 DM gebracht. Kein Gefühl von Trauer oder Verlust. 2.000 DM gegen ein Kind. Unglaublich. Ich war so fassungslos, dass ich ihm nicht einmal die Blumen vor die Füße feuern konnte. Wir hatten drei kleine Kinder, und ich war ziemlich kraftlos, der einzige Grund, weshalb ich blieb.“

(Clara)

Eine mit dem Smartphone telefonierende Frau sitzt an einem Schreibtisch vor einem silbernen Laptop

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