So still mein Herz

Der Schwangerschaftstest war positiv, ich überlegte, wie ich es ihm sage. Wir waren immerhin schon vier Jahre zusammen. Zwei Kinder hatte ich schon, nicht von ihm. Er hat auch schon ein Kind aus einer früheren Beziehung.

Das Leben ist schwer und teuer, aber ich freute mich auf dich. Ich sagte es ihm, ich war in der 8 SSW. Er flippte aus, hackte immer wieder auf mir herum. Seine Mutter rief mich an und sagte „Mach das Ding weg, ihr habt kein Geld!“

War es nur ein Ding??

Immer wieder redeten sie auf mich ein, mein Gedanke war: Ich liebe es doch, ich möchte es. Immer wieder spielte ich Situationen durch: Was wäre, wenn…?

Er drohte mir: „Wenn du es behältst, verlasse ich dich!“ Bin ich dann alleine mit drei Kindern? Mein Herz blutete.

Irgendwann war ich so weit, dass ich sagte: Ich bekomme es nicht. In dieser Praxis ging es zu wie beim Metzger. Er wartete auf mich, wollte sicher sein, dass ich es wirklich tue. Auf dem Stuhl wurde ich untenrum betäubt, bekam daher alles mit. Bevor es losging, habe ich dich noch einmal gesehen. Warum bin ich nicht aufgesprungen und rausgelaufen? Warum??

Er schob einen langen Eisenstarb in mich rein. Als er ihn rausholte, war überall Blut. Die Absaugmaschine lief, es war die Hölle. Erst zu Hause, drei Stunden nach dem Eingriff, bin ich zusammengebrochen. Ich habe geschrien, dich gerufen, aber du warst einfach weg. Nie werde ich dich sehen oder dein Lachen hören.

Ich bin daran zerbrochen. Wochenlang konnte ich nicht aufstehen, wollte mir selbst das Leben nehmen, hab nie geweint. Mein Weinen war ein Schreien, ich schrie: „Warum?“ und betete zu Gott, dass er mir verzeihen solle. Auch heute, 3 Jahre danach, denke ich an dich.

Ich habe nach dem Eingriff die Entscheidung getroffen, dass ich mein Baby zurückwill. Hatte mich eigentlich getrennt von ihm. Ich nahm ihn zurück, weil ich mein Kind und mein Leben zurückhaben wollte. 4 Monate, nachdem du weg warst, war ich wieder schwanger, schwanger von ihm!! Ich wollte es so. Habe ihm nichts gesagt.

Mein Baby ist heute zwei Jahre alt, ohne sie hätte ich es nie geschafft. Denke heute noch oft an dich und daran, wie ich meiner Tochter erklären soll, wie und warum sie entstanden ist.

Ich bin tot gewesen. Sie hat mich ins Leben zurückgeholt.

Folgt eurem Herzen, und treibt bitte nicht ab. Egal, in welcher Situation ihr auch seid und ob ihr denkt, es sei aussichtslos.

Ich liebe dich und werde dich immer lieben. 100 Mal habe ich dich um Verzeihung gebeten. Vergib mir, mein Kind. So still mein Herz. Irgendwann sehen wir uns wieder und sind vereint.

(Tatjana)

Eine mit dem Smartphone telefonierende Frau sitzt an einem Schreibtisch vor einem silbernen Laptop

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