Warum ich Frauen in Schwangerschaftskonflikten helfen möchte

Im Alter von 33 Jahren wurde ich ungeplant schwanger. Meine Lebenssituation war denkbar ungünstig – auch ohne Schwangerschaft. Ich war geschieden, alleinerziehend und arbeitslos. Mein Sohn war gerade in die Schule gekommen.

Mit dem Vater meines ungeborenen Kindes hatte ich eine eher „lose Bekanntschaft“. Wir sind nach einem netten Abend in einer Kneipe, beide nicht mehr ganz nüchtern, im Bett miteinander gelandet. Nach diesem Abend waren wir dann quasi zusammen. Ich habe es „so laufen“ lassen und genoss es, dass dieser Mann mich offensichtlich verehrte.

Bei einem „Mädelsabend“ mit Freundinnen kamen wir auf das Thema Periode. Plötzlich war mir klar, dass ich diese schon längere Zeit nicht mehr hatte. Am nächsten Morgen, es war ein Feiertag, bin ich zur diensthabenden Apotheke gefahren und habe einen Schwangerschaftstest gekauft – POSITIV – !!! Sofort habe ich meine beste Freundin angerufen. Ich habe mich wohl total geschockt und verzweifelt angehört, so dass sie sich gleich auf den Weg zu mir machte. In der Zwischenzeit habe ich mir im Internet Bilder von abgetriebenen Babys angeschaut. Beim Anblick dieser Bilder wusste ich: DAS GEHT NICHT! Ich kann das Baby nicht abtreiben lassen, es stirbt und ich bin schuld. Meine Freundin kam und pflichtete mir bei. Sie war einfach für mich da und hat sich meinen Jammer angehört.

Für den Vater meines ungeborenen Kindes war meine Schwangerschaft keine Katastrophe. Für ihn wäre höchstwahrscheinlich auch Heiraten in Frage gekommen. Jedoch sträubte sich bei diesem Gedanken alles in mir. Es bot sich bald eine Gelegenheit, ihm deutlich zu machen, dass es für mich nicht so einfach ist. Leider bin ich etwas über das Ziel hinausgeschossen. Er war so beleidigt, dass er sich nicht mehr gemeldet hat. Immerhin erwartete ich sein Kind.

Ich war in der 8./9. SSW, und es ging mir einfach schlecht – physisch und psychisch. Mir war dauerhaft übel, ich konnte kaum essen und habe mich häufig übergeben. Meine Familie kam schließlich täglich unter dem Vorwand, dass sie uns etwas zu essen bringen. Jedoch machten sie täglich Druck, ich solle jetzt endlich in die Klinik gehen und abtreiben lassen, bevor es zu spät ist – und überhaupt, was werden die Leute sagen, zwei Kinder von zwei Männern? Heute weiß ich: Meine Familie konnte nicht anders. Mein Vater hat mich „nur“ zweimal gedrängt abzutreiben. Als ich ihm erklärte, dass ich das nicht könne, war er zwar auch nicht begeistert, nahm meine Entscheidung aber zur Kenntnis und verlor kein Wort mehr darüber.

Während der Schwangerschaft hat sich eine Freundin um mich gekümmert. Sie nahm sich Zeit zum Reden, hat für mich und das Kind gebetet und ging schließlich auch mit zur Geburt. Sie war mir eine sehr große Stütze und Hilfe. Als ich mein Baby dann im Arm hielt, war alles andere egal und nichtig. Es war einfach nur total schön.

Das Leben als alleinerziehende Mutter – in meinem Fall von zwei Kindern – ist kein Zuckerschlecken. Es ist wichtig, die finanziellen und sozialen Hilfen, die es gibt, anzunehmen. Wir hatten immer ein Dach über dem Kopf und genug zu essen.

Als meine Tochter sieben Jahre alt war, habe ich einen Mann geheiratet, der meine Kinder wie seine eigenen liebt und sich wie ein Vater um sie kümmert. Sie gehen beide aufs Gymnasium, spielen ein Instrument und sind sozial voll integriert.

Wir haben uns noch ein gemeinsames Kind gewünscht. Es hat leider nicht mehr geklappt, ich wurde nicht mehr schwanger. Jetzt bin ich Mitte vierzig und möchte an dieser Stelle anmerken, dass eine Schwangerschaft keine Selbstverständlichkeit ist und dass es keine Garantie gibt, dass man später immer noch Kinder bekommen kann!

Einige Jahre später erfuhr ich von einer Hotline. Hier haben Frauen im Schwangerschaftskonflikt die Möglichkeit, auf anonyme Weise darüber zu sprechen, was sie bewegt. Für mich stand sofort fest, dass ich dort mitwirken und meine Erfahrungen einbringen möchte. Nun bin ich schon seit längerem aktiv und bereue meine Entscheidung nicht.

(Eine betroffene Mutter von zwei Kindern)

Eine mit dem Smartphone telefonierende Frau sitzt an einem Schreibtisch vor einem silbernen Laptop

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